maria theresia – die macht der frau

Buchtitel

maria theresia die macht der frau

Paul Zsolnay Verlag Wien 2017

ISBN 978-3-552-05822-4

Originalausgabe
Le Pouvoir au féminin.
Marie-Thérèse d'Autriche 1717 – 1780.
L'impératrice reine
Flammarion Paris 2016

Autorin

Élisabeth Badinter
Philosophin, femme de lettres, Schriftstellerin
geb. 05.03.1944 als Élisabeth Bleustein-Blanchet in Boulogne-Billancourt

em. Professorin der École Polytéchnique Paris

verh. mit Robert Badinter, Jurist, Advokat, Professor, franz. Justizminister und später Senator

Besprechung

Die Autorin, die auch zu den französischen Feministinnen zu zählen ist, legt eine recht unübliche Maria-Theresia-Betrachtung vor. Die Biographin entwickelt ihr Werk immer im Wechselspiel von Herrscherin und Mutter und Familienchefin.

Der französische Buchtitel L'impératrice reineist eigentlich ungenau, denn just Kaiserin des Heiligen Römischen Reiches konnte sie nie werden. Dieses Amt war Männlichen vorbehalten und wurde später ihrem Gatten Franz Stephan von Lothringen übertragen. Jedoch im Hause Habsburg war Maria-Theresia das Oberhaupt. Dafür hatte auch ihr Vater, Kaiser Karl VI., vorgesorgt. Für den Fall ausbleibender männlicher Nachkommen änderte er am 19. April 1713 mit der Pragmatischen Sanktion das Hausgesetz der Habsburger und ermöglichte damit eine weibliche Thronfolge für die habsburgischen Königreiche und Länder.

Für Maria-Theresia ergab sich daraus eine eigentümliche Rolle. Im habsburgischen Bereich war sie unbestritten die Chefin. Im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation war es aber formal ihr Ehegatte, mit dem sie sechzehn Kinder hatte. Faktisch regierte sie aber auch das Reich. Am 20. Oktober 1740 stirbt ihr Vater und sie wird seine Nachfolgerin im Hause Habsburg. Im Amt des Kaisers gab es noch Zwischenstationen bis ihr Gatte in Frankfurt am 13. September 1745 von den Kurfürsten zum Kaiser Franz I. erkoren wurde. Schon ab 1740 erhielt er den Status Mitregent, den er bis zu seinem Tode am 17. August 1765 behielt. Ein Konstrukt, das nicht ganz problemloswar. Doch die Zügel blieben in den Händen von Maria-Theresia. Diese Frau nahm ihre Aufgaben mit größter Disziplin, Verantwortung und hierarchischem Bewußtsein vor. Auch dunkelste Phasen in der Geschichte, wie z.B. die Kriege um Schlesien, stand sie aus und hielt auch ihre Minister dazu an.

Bis zu ihrem Tod am 29. November 1780 in Wien hatte Maria-Theresia von Habsburg in 40 Regentschaftsjahren eine unglaubliche Lebensleistung erbracht. Noch heute wird in ehemals habsburgischen Gebieten mit großem Respekt von unserer Kaiserin oder unserer Maria-Theresia gesprochen.

Vielleicht die größte Anerkennung kam jedoch von ihrem großen politischen und oft militärischen Gegner. Nach ihrem Tod zollte ihr Friedrich der Große, König von Preußen, seinen Respekt:
Bis zum letzten Tag hat sie dem Thron und ihrem Geschlecht Ehre gemacht.

© Rudolf MohlerSeptember 2018