Buchtitel
Die Tyrannei der Tugend
Calvin und die Reformation in Genf
Verlag C.H. Beck oHG, München 2009
ISBN 978-3-406-57556-3
Autor
Volker Reinhardt
deutscher Historiker
21.06.1954 in Rendsburg
Professor für Allgemeine und Schweizer Geschichte der Neuzeit an der Universität Freiburg i.Ü.
Reinhardt ist Experte für die italienische Renaissance und die Geschichte des Papsttums
Besprechung
Im Jahr 2009 feierte die protestantische Welt den 500. Geburtstag von Jean Calvin, dem Genfer Reformator. Das war für sehr viele Autoren ein geeigneter Anlaß, um sich mit einer Publikation zum Thema zu melden. Mit Volker Reinhardt tritt ein historischer Fachautor in den Kreis der Publizierenden, der eigentlich der katholischen Welt zuzuordnen ist. Er gilt als ausgewiesener Fachmann für die Geschichte des Papsttums und der Päpste.
Reinhardt konzentriert sich mit dem Werk nicht auf eine weitere Calvin-Biographie. In seinem Buch geht er den Fragen nach, wie ist es gekommen, daß Calvin zum Genfer Reformator wurde? Wie ist es gekommen, daß Calvin eine ganze Stadt auf seinen extrem strengen Kurs und seine unerbittliche moralische Linie bringen konnte?
Calvin tritt eine ganze Generation später als Luther (1483), Zwingli (1484) und Bucer (1491) in Erscheinung und verfolgt eine Reformation mit veränderten Ansätzen. So baut Calvin eine Kirche von unten nach oben, kennt fast demokratische Elemente und wünscht sich eine konsequente Trennung von Kirche und Staat. Insbesondere ist bei Calvin auch deutlich spürbar, daß er am Anfang seiner Ausbildung den Weg zum Juristen eingeschlagen hatte. Dieses systematische Denken ist beim Genfer Reformator sehr ausgeprägt bis in Einzelheiten seines theologischen Gebäudes.
Reinhardt beleuchtet in seinem Werk den Prozeß,den einerseits Calvin mit Genf und andererseits Genf mit ihrem Calvin durchliefen. Er zeigt, wie es Calvin gelang, aus der Stadt am Léman, die sich erst kurz vor Beginn der Reformationsbestrebungen aus der Herrschaft der Savoyer und des Bischofs herauswinden konnte, das protestantischen Rom zu machen.
Im letzten Teil seines Buches zeichnet Reinhardt skizzenartig die Hauptlinien der Calvin'schen und damit der Genfer Reformation in ihrer Wirkungsgeschichte. Eine Wirkung, die rund um den Globus bis in unsere Tage andauert.
© Rudolf Mohler – Oktober 2009